Die Botschaft aus dem Film "Don't Look Up"
- Benno Müller
- 5. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Dez. 2022

Gliederung
1 Spoiler: Die grobe Handlung des Films
An der Stelle erstmal Spoiler-Alarm
Wer den Film "Don't Look Up" nicht gesehen hat, dem fasse ich die Handlung kurz zusammen: 2 Astronomen entdecken zufällig einen Asteroiden, der Kurs auf die Erde nimmt und beim Aufprall alles Leben auslöschen würde. Sie versuchen daher die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Thema zu lenken und die Regierung zu Gegenmaßnahmen zu bewegen. Spoiler: Aufgrund (niederer) Interessenskonflikte von Macht und Reichtum und der unzureichenden Aufmerksamkeit und Unterstützung aus der Bevölkerung werden die Warnungen der beiden Wissenschaftler nicht ernst genommen, Rettungsmissionen scheitern und der Asteroid schlägt letztendlich auf der Erde ein.
2 Die Analogie
Als ich den Film zu ende geschaut habe saß ich mit einem fassungslosen und makaberen lächeln und dachte mir "Ey die haben das echt nicht geschissen bekommen. Die Fakten lagen da aber die haben das echt nicht gepackt, weil denen anderes wichtiger war" Als ich jedoch später nochmal über den Film nachgedacht habe ist mir eine Analogie in den Kopf gekommen. Und zwar gibt es eine solche reale Bedrohung die immer näher kommt, welche gut genug verstanden ist und kommuniziert wird, jedoch trotzdem nicht genug Priorität bekommt. Im Umweltbereich ist das oft zu beobachten: Die Menschen, die sich wissenschaftlich damit intensiv auseinander setzen erkennen die Gefahr und wollen den Rest der Menschheit warnen und Entscheidungsträger zu Maßnahmen bringen. Diese sehen das Problem aber nicht als so relevant an und geben dem Klimawandel deshalb eine geringere Priorität als anderen Themen. Dadurch wird der Klimwandel nicht ausreichend aufgehalten, und künftig müssen die Konsequenzen getragen werden.
Und tatsächlich habe ich einige Monate später durch Zufall herausgefunden, dass der Film bewusst auf dieser Analogie aufbaut.
3 Prozess vs. Ereignis
Einen Asteroiden als Analogie zum Klimawandel zu nutzen finde ich auf eine Weise sehr gelungen, weil es ein Problem der Anerkennung von Umweltproblemen deutlich macht: Prozess vs. Ereignis.
Bei einem Asteroideneinschlag können sich die meisten was drunter vorstellen: ein großer schneller Stein prallt zu einem bestimmten Zeitpunkt auf die Erde, ab dem die Welt untergeht. Es ist klar, wenn Ereignis X passiert, folgt darauf Konsequenz Y, deshalb müssen wir das Ereignis X vor dem Zeitpunkt Z verhindern, ab dem es eintreten wird. Ereignisse sind für uns Menschen greifbar, wir können das gut verstehen. Dadurch können solche Themen auch besser anerkannt werden, was zu mehr Handlungsbereitschaft führt.
Der Klimawandel hingegen ist ein Prozess. Es ist nicht alles gut, bis wir eine bestimmte Menge an Treibhausgasen ausgestoßen haben, ab der dann schlagartig innerhalb weniger Stunden auf einmal die Konsequenzen zu spüren sind. Es ist ein Prozess, welcher für menschliche Verhältnisse recht lange dauert. Unsere Handlungen zeigen uns keine direkten Konsequenzen, weshalb es uns schwerer fällt beide zu verbinden. Dabei spielen mehrere Faktoren mit ein. Die Auswirkungen treten zeitlich, räumlich und sozial verschoben auf. Wenn ich jetzt einen Haufen Kohle verbrenne, werden die Schadstoffe in die Atmosphäre entlassen und dort transportiert. Das führt dazu, dass mein Handeln hier und jetzt Auswirkungen irgendwann in der Zukunft, irgendwo anders auf der Welt bei irgendwem den ich nicht kenne (und der mir daher "egaler" ist als jemand der mir nahe steht) hat. Hinzu kommt die geringe Menge des einzelnen im Gesamtsystem, die eine gefühlte Machtlosigkeit eigener Aktionen auslösen kann.
Dieser Unterschied lässt die beiden Bedrohungen ganz anders auf einen wirken. Der Prozess ist so langsam, dass ein Denken nach dem Motto "Es passiert nichts wenn ich das mache, also kann ich einfach weitermachen" auftritt. Daher ist es teilweise auch so schwer Überzeugungsarbeit zu leisten oder die Dringlichkeit bewusst zu machen.
Oft sehen Menschen erst Bedarf zur Handlung, wenn etwas passiert.
Wenn wir die Konsequenzen unseres Handelns direkt spüren würden, wenn es von heute auf morgen 40 grad werden, wenn der Meeresspiegel von heute auf morgen um 2 Meter steigt, wenn von heute auf morgen weniger Essen zur Verfügung steht weil die Böden degradiert und Ökosysteme zerstört sind, würde das Thema vermutlich andere Aufmerksamkeit bekommen.
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