Sind Maßnahmen zum Klimaschutz wichtiger als andere Umweltkategorien?
- Benno Müller
- 5. Feb. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Die klassische Diskussion: E-Autos schützen das Klima aber brauchen Lithium, Windräder schützen das Klima, aber töten Vögel. Sind diese anderen Umwelteinflüsse die durch Maßnahmen zum Klimaschutz ausgelöst werden vertretbar? In der Uni sollte ich genau zu diesem Thema in einer Gruppe eine Diskussion mit pro und contra vorbereiten. Ich find das ist ein spannendes Thema, was mich im Alltag und auf Arbeit auch immer wieder betrifft. Deshalb fasse ich euch hier einmal die Argumente zusammen, die wir so gefunden und angewandt haben.

Gliederung
Pro: Klimaschutzmaßnahmen sollten vor anderen Umweltkategorien priorisiert werden 2.1 Dringlichkeit 2.2 Co-benefits 2.3 Langzeitwirkung 2.4 Globale Herausforderung
Contra: Klimaschutz sollte keine Priorität gegenüber anderen Umweltkategorien haben 3.1 Verlagerung von Umweltauswirkungen 3.2 Naturschutz 3.3 Regionale kurzfristige Aktionen
4. Fazit
1. Übersicht Pro- und Contra Argumente
Pro: Klimaschutzmaßnahmen sollten vor anderen Umweltkategorien priorisiert werden | Contra: Klimaschutz sollte keine Priorität gegenüber anderen Umweltkategorien haben |
Dringlichkeit
| Verlagerung von Umweltproblemen
|
Co-benefits
| Regionale kurzfristige Aktionen
|
Langzeitwirkung
| Naturschutz
|
Globale Herausforderung
|
2. Pro: Klimaschutzmaßnahmen sollten vor anderen Umweltkategorien priorisiert werden
2.1 Dringlichkeit
Das 1,5°C Ziel im Paris Agreement wurde gewählt, um Kipppunkte zu vermeiden und negative als auch unumkehrbare Auswirkungen durch die Erderwärmung zu begrenzen. Wir sind aber jetzt schon dabei unsere Klimaziele nicht zu erreichen. Der Klimawandel und seine Auswirkungen starten bereits heute, weshalb es jetzt nicht mehr darum geht den Klimawandel abzuwenden, sondern den bereits in Gang gesetzten Änderungen mit Schadensbegrenzung zu begegnen. Wenn wir warten, wird das Problem nur immer größer und schwerwiegender. Wir haben also nur diese eine Chance jetzt zu handeln, bevor potentiell irreversible Einflüsse und Änderungen eintreten um diese zu verhindern.
2.2 Co-benefits
Wir möchten den Klimawandel nicht aufhalten weil wir eine wärmere Welt fürchten, sondern weil wir die damit verbundenen Effekte begrenzen wollen. Dazu zählen sozio-ökonomische Folgen wie das gewährleisten von Nahrungssicherheit, humanitäre Ungleichheit oder dem vorbeugen von Konflikten und Flüchtlingsströmen. Auf der anderen Seite geht es um verbundene Umweltfolgen, da der Klimawandel die Wurzel anderer Umweltproblemen in der Zukunft darstellt, wie Wasserknappheit, Bodendegradation und Lebensraum- und Biodiversitätsverlust. Klimaschutz wirkt sich aber nicht nur langfristig positiv auf andere Umweltkategorien aus, sondern auch kurzfristig sind weitere Vorteile zu erwarten. Maßnahmen um das Verbrennen von fossilen Energieträgern zu begrenzen oder die Industrie effizienter zu gestalten sorgen auch für weniger Emissionen anderer umweltschädlicher Stoffe. Somit wird die Luftqualität gesteigert und/oder weniger Ressourcen verbraucht. Hinzu kommen Maßnahmen welche Der Biodiversität, Böden oder Wasser zugute kommen, indem man zum Beispiel Aufforstung oder Schutz von Ökosystemen betreibt, welche langfristig für den Klimaschutz gedacht sind, nebenbei aber auch dem Naturschutz dienen.
2.3 Langzeitwirkung
Wenn wir nur akut und kurzfristig handeln, verschieben wir das Problem Klimawandel und seine Folgen nur weiter auf, und es wird mit der Zeit immer größer und schwerwiegender. Um also Zukünftige Generationen zu entlasten, muss so oder so entgegen dem Klimawandel gehandelt werden. Die langfristigen Effekte begrenzt zu halten bedeutet auch das Verhindern von kaskadischen Effekten, wo mehrere Klimaänderung in einer Kettenreaktion ausgelöst werden könnten.
2.4 Globale Herausforderung
Klimawandel wird die Menschen global betreffen, auch wenn nicht alle gleichmäßig betroffen sind. Demnach ist es vertretbar, wenn man - nicht unverhältnismäßig große - lokale Umwelteinflüssen in Kauf nimmt, um das weltweite Wohlergehen zu adressieren.
3. Contra: Klimaschutz sollte keine Priorität gegenüber anderen Umweltkategorien haben
3.1 Verlagerung von Umweltauswirkungen
Klimaschutzmaßnahmen können eine Umweltbelastung von der Klimaseite auf andere Umweltprobleme verschieben. Der Schaden dieser neuen Umweltauswirkung kann dabei die positive Wirkung durch den Klimaschutz überwiegen. In der Umweltwissenschaft spricht man hierbei von einem "Shift of Burdens". Es gibt viele Beispiele, wo eine Entlastung des Klimas zu einer Belastung anderer Umweltfaktoren führt. Sei es Biogas und da dafür benötigte Landfläche, Carbon Capture Anlagen die viel Strom benötigen oder den Diskussionsliebling der öffentlichen Debatte, das E-Auto mit den Lithium Akkus. Manche dieser verschobenen Umwelteinflüsse könnten langfristig mit Klimaschutz wieder ausgeglichen werden wie Wasser oder Biodiversität. Andere Umweltschäden wie zum Beispiel durch Ressourcenabbau werden durch Klimaschutz aber nicht verbessert und bleiben bestehen, auch wenn die Erderwärmung aufgehalten wird. Klimaschutz wirkt sich eben positiv auf Ökosysteme, aber nicht Erzminen aus, die vom Klima weitestgehend unabhängig sind.
3.2 Naturschutz
Ökosysteme und Lebewesen können sich nicht schnell genug an den Klimawandel anpassen, weshalb Maßnahmen um die Natur zu schützen essenziell zu d4eren Erhalt sind. Zusätzlich reicht das Verhindern vom Klimawandel nicht aus, die bereits angerichteten Schäden auszugleichen, mit denen die Natur zu kämpfen hat.
3.3 Regionale kurzfristige Aktionen
In einigen Fällen macht es mehr Sinn, lokal und kurzfristig zu handeln. Menschen die zum Beispiel Hunger leiden, einen Konflikt haben, denen Wasserknappheit oder ein Kollaps des Ökosystems droht, haben mehr von einer sofortigen Maßnahme die ihnen lokal hilft, als wenn man ihnen eine Solaranlage baut. Besonders in vulnerablen und ärmeren Regionen der Welt haben solche kurzfristigen regionalen Maßnahmen einen größeren positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen, als langfristige Klimaschutzmaßnahmen.
4. Fazit
Die Welt ist nicht schwarz weiß und es gibt kein richtig oder falsch. Es kommt letztendlich immer auf die herrschenden Umstände an. Grundsätzlich ist Klimaschutz essenziell, um langfristig eine lebenswerte Umwelt zu erhalten und keine großen Probleme in die Zukunft auf folgende Generationen zu verlagern. Auch bedeutet Klimaschutz, dass wir andere soziale, ökonomische und auch ökologische Faktoren angehen und verbessern. Trotzdem reicht Klimaschutz alleine nicht aus, die Umwelt zu schützen. Es braucht auch Maßnahmen die gezielt andere Umweltaspekte bearbeiten. Besonders in vulnerablen und ärmeren Regionen sind regionale und sofortige Maßnahmen oft hilfreicher, als dort Klimaschutz zu betreiben.
Man sollte allerdings mit der Evaluierung von Risiken für andere Umweltkategorien aufpassen und genau schauen, wie groß Umweltauswirkungen und die Verlagerung von Umweltproblemen wirklich ist. Letztendlich ist die Priorisierung aber auch abhängig vom subjektiven, regionalen und temporären Empfinden der einzelnen Menschen.
Jedoch sollte sich diese ganze Debatte nicht darum drehen, wer jetzt recht und unrecht hat, oder wer was zerstört. Das Ziel sollte sein, diese Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Dabei können Entscheidungen zum Konsum oder seines Handelns beitragen. Spart man beispielsweise Energie durch das Umsetzen von Effizienzmaßnahmen ein, wird kein zusätzlicher Windpark benötigt. Man muss sich in diesem Fall also nicht streiten, ob Vogelschutz oder Klimaschutz wichtiger ist.
Comments