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Verborgenes Potential von altem Speisefett

  • Benno Müller
  • 5. Dez. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Dez. 2022


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Habt ihr euch schonmal Gedanken gemacht, ob ihr euren Müll trennt? Bei Verpackungen wird man damit tagtäglich konfrontiert - Plastik, Papier, Glas, Restmüll oder Biotonne - alles zu finden. Das sind aber natürlich nicht die einzigen Abfälle, die zu sammeln und zu verwerten sind. Während meines Praktikums bin ich auf die Nische der Entsorgung von altem Speisefett gestoßen, die wirklich wesentlich mehr Vorteile bietet als ich gedacht hätte.


Speisefette und Speiseöle sind so gut wie in jedem Haushalt zu finden. Jeder hat bei sich zuhause etwas Olivenöl, Butter oder Ähnliches was alltäglich ge- und verbraucht wird. Diese Fette fallen am Ende in Form von Ölresten in der Salatschüssel oder Überbleibsel nach dem Braten als Abfall an. Meist werden diese dann beim Abwasch mit entfernt und es werden sich im Vergleich zu anderen Abfällen wenig Gedanken um die richtige Trennung gemacht. Um das zu Ändern und die vielen Vorteile des alten Fettes zu nutzen, gibt es Sammelsysteme für den Privathaushalt.



Gliederung


2.2 Erfolge?!



1 Hintergrund


Altes Speisefett im Abfluss zu Entsorgen führt zum Verlust des Rohstoffes, aus dem sich Kraftstoffe herstellen lassen, und sorgt gleichzeitig für Schäden und Verstopfungen in den Abwassernetzen.

Das Wasser hat in den Rohrleitungen meist eine recht niedrige Temperatur, bei der das Fett, welches meist in flüssiger Form in den Ausguss gelangt, erstarrt. Dieses erstarrte Fett kann sich nun an der Rohrwand ablagern und mit der Zeit wachsen, was zu Rohrverstopfungen führt, da Fett nicht wasserlöslich ist. Auch das an Tensiden gebundene Fett (Tenside sind z.B. in Spülmitteln enthalten und sorgen dafür, dass das wasserunlösliche Fett "wasserlöslich verpackt" wird) löst sich mit der Zeit von diesen ab und richtet Schäden an. Fette gehören daher nicht in den Abfluss. Darüber hinaus lassen sich die alten Speisefette zu Kraftstoffen und Energie verarbeiten.

Aus diesem Grund ist der Gesetzgeber schon aktiv geworden, und hat eine Ölsammlung im Gewerbe vorgeschrieben. Für Privathaushalte gibt es solche Vorgaben allerdings nicht, da nur vergleichsweise geringe Mengen anfallen. Üblicherweise wird das dort anfallende Speisefett über den Abfluss entsorgt. Diesen Stoffstrom versuchen die auf Privathaushalte abzielenden Sammelsysteme erschließen und Nutzen.


1.2 Potentiale

  • Erfassen eines energiereichen Abfallstroms

  • Beitrag zum Klimaschutz und der Kreislaufwirtschaft

  • Entlastung des Abwassernetzes

  • Substitution fossiler Brennstoffe

  • Sensibilisierung durch aktive Rolle der Menschen

Die Vorteile hören sich sehr vielversprechend an: Es kann ein weiterer energiereicher Abfallstrom erfasst werden. Dadurch wird nicht nur ein Beitrag für die Kreislaufwirtschaft geleistet, sondern auch das kommunale Abwassernetz entlastet. Über die Herstellung von Kraftstoffen aus dem alten Fett können darüber hinaus fossile Energieträger wie Benzin ersetzt werden, was Ressourcen schont und ein weiterer Schritt hin zur Klimaneutralität ist. Über die Funktionsweise der Sammelsysteme, auf die ich gleich eingehe, können auch Privatpersonen einen direkten Beitrag leisten und aktiv mitwirken.



2 Umsetzung


2.1 Konzept und Sammelsysteme

In Deutschland kenne ich zwei solcher Sammelsysteme: "Öli" und "Jeder Tropfen Zählt". Beide entspringen einem Mutterunternehmen, welches schon gewerbliche Kunden mit der Abholung und Verwertung von Öl versorgt. Mit den jeweiligen Systemen soll auch der Abfall aus dem privaten Sektor gesammelt werden können. Das Prinzip beruht auf einem zur Verfügung gestellten Sammelbehälter für zuhause, der mit dem alten Speisefett befüllt wird und anschließend an einem Sammelplatz abgegeben werden kann, wo das Entsorgungsunternehmen die vollen Behälter abholt, das Öl verwertet und die gereinigten Behälter wieder in Umlauf bringt. Für den Nutzer ist das alles kostenlos. Finanziert wird das ganze durch die Erlöse der Kraftstoffe aber auch Unterstützung von Lokalpolitik und Sponsoren ist nötig.

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Grundprinzip der Sammlung alter Speiseöle und -fette für private Haushalte

Öli ist ein älteres, schon weiter verbreitetes System, welches 3 Liter Eimer aushändigt, die an Wertstoffhöfen abgegeben werden. Jeder Tropfen zählt hingegen ist ein recht junges Unternehmen, welches auf 1,2 Liter Dosen und eine Art Pfandautomat an hochfrequenten Orten wie Supermärkten, Tankstellen, etc. setzt. Ich persönlich halte letzteres für sinnvoller. Die Menschen wollen einen kleineren Behälter haben, den sie ohne großen Mehraufwand Abgeben und Umtauschen können.

Soweit zur Anwendung an sich, was lassen sich in der Praxis für Erfolge erwarten?


2.2 Erfolge?!

Nun, der Erfolg ist sehr von den Sammelmengen abhängig. Je mehr Öl gesammelt statt weggekippt wird, desto mehr werden die oben genannten Potentiale von Kanalnetzentlastung bis Klimaschutz ausgeschöpft.

Die Einsparungen durch das Kanalnetz wurden auf 0,30 bis 0,70 € pro kg Altfett geschätzt und der Biodiesel ist weitestgehend klimaneutral (ca. -95% CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen, fossilen Diesel), da er auf Abfallprodukten basiert (Berechnung basiert auf den Emissionen pro Energiegehalt von fossilem Diesel verglichen mit dem abfallstämmigen Biodiesel). Abhängig von der Anzahl der Teilnehmenden und den Sammelmengen pro Mitglied kann so ein guter positiver Beitrag geleistet werden.


Trotz alledem muss man auch erkennen, dass das erschließen von altem Speisefett ein wichtiger Baustein, aber kein Gamechanger ist. Bedenkt man, dass die Kosten für das System fix sind, während der Erfolg variabel ist, kann auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis in den Keller rutschen. Verbunden mit meiner persönlichen Erwartung, dass in der breiten Masse der Menschen durchschnittlich nicht so viel altes Speisefett pro Person zusammenkommt, ergibt sich ein teurer Spaß mit mäßigem Nutzen.



3 Fazit


Das Sammeln und Verwerten von alten Speisefetten und -ölen und dessen Verwertung zu Biokraftstoffen birgt auf dem Papier viele Vorteile, der Erfolg in der Praxis zusammen mit den hohen Kosten ist aber fraglich. Dennoch finde ich das ist ein spannendes System, welches den Horizont erweitert und zeigt, in wie vielen Bereichen noch Verbesserungsmöglichkeiten existieren.

Vergessen sollte man das ganze also nicht, vielleicht lassen sich damit in Zukunft einige Lücken schließen.

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